Vor zwei Wochen haben wir uns mit unterschiedlichen Beinlängen beschäftigt. Diese Woche geht nicht ausschließlich um unsere Beine und Füße, sondern mehr darum wie sie unseren Oberkörper beeinflussen.
Unsere Beine sind an nahezu allen Bewegungen unseres Körpers beteiligt, auch wenn wir das meistens gar nicht bemerken. Sie beeinflussen wie sich unsere Wirbelsäule, Hüfte und Arme bewegen und können sogar Einfluss auf unseren Nacken und Kopf ausüben. In diesem Post schauen wir uns mal genauer an, wie sich unsere Beine und Füße auf unsere Armbewegungen bei Ruderschlägen auswirken.
Der Körper als Einheit
Erst einmal gilt es zu verstehen, dass unser Körper nicht in einzelne, unabhängige Teile gegliedert werden kann, die komplett unabhängig von einander funktionieren. Er ist vielmehr eine Einheit, in dem verschiedene Bereiche unterschiedlichen Einfluss auf unsere Bewegungsmechanik ausüben. Nirgends kann man das mehr sehen, als beim Rudern. Die Verbindung zwischen der Kraftaufbringung mit unseren Beinen, die sich durch unseren Körper bis hin zu der Bewegung unsere Arme beim Ruderschlag auswirkt, ist nötig um das Boot zu bewegen. Aber nicht nur beim Rudern kann man dies beobachten. Auch in anderen Sportarten, ja sogar beim Joggen, hat die Verbindung wie wir unsere Arme und Beine im Zusammenspiel bewegen eine Auswirkung auf unsere Performance und unseren Kraftaufwand.
Wir können diese einfache körpermechanische Verbindung überall sehen. Unterschiedliche Beinlängen oder eine unnatürliche Gangart wirken sich auf den Rücken und die Schultern aus. So können Einlagen in unseren Schuhen Probleme in Rücken und Schultern beheben. Das ist keine Magie, es ist Anatomie.
Die Verbindung zwischen unseren beiden Körperhälften
Unsere Beine sind durch die Wirbelsäule und Hüfte mit dem Rest unseres Körpers verbunden. Die Wirbelsäule kann man grob in 3 Teile untergliedern: Die Lendenwirbelsäule, mit Kreuz- und Steißbein (unterer Rücken), die Brustwirbelsäule (mittlerer Rücken) und die Halswirbelsäule (oberer Rücken). Diese sind mit einander verbunden und wirken sich darauf aus, wie wir unseren Körper bewegen. Unsere Schultern sind sowohl mit dem mittleren Rücken und dem Brustkorb verbunden als auch mit der Halswirbelsäule.
Wenn man jetzt zu diesem Bild noch Muskeln hinzufügt, wird die Verbindung zum unteren Teil unseres Körpers klarer. Auf unserer Vorderseite reichen unsere Bauchmuskeln von der Hüfte bis zu Brustkorb, während auf unserer Rückseite der Rückenstrecker (lat. erector spinae) und der quadratische Lendenmuskel (lat. quadratus lumborum) ebenfalls eine Verbindung zwischen Hüfte und Brustwirbelsäule herstellen. Alle können also von der Art wie wir unsere Beine bewegen unterschiedlich beeinflusst werden. Daher können sie auch Einfluss auf unsere Bewegung mit unseren Schultern nehmen. Dies geht bis hin zur Bewegung unserer Arme und unserer Atembewegungen. Auf der anderen Seite ist unser Oberschenkel durch das Knie mit dem Unterschenkel verbunden… Ihr versteht das Prinzip.
Die involvierten Muskeln
Die wichtigsten Muskeln und Bänder hierbei sind:
der große Rückenmuskel (lat. latissimus dorsi)
Die „Fascia thoracolumbalis“ – ein diamantförmiges Band, dass den großen Rückenmuskel und andere Schultermuskeln mit unserer Wirbelsäule verbindet. Sie spielt dabei eine wichtige Rolle in der Verbindung zwischen Gesäßmuskel, Rückenstrecker und anderen Muskeln, die unsere Wirbelsäule stützen.
Die Trapezmuskeln (lat. musculus trapezius), dass sind die Muskeln, die auf unseren Schultern sitzen und weh tun wenn jemand fest drückt, verbinden unsere Schultern mit der Brustwirbelsäule
Was können wir also bei Problemen tun?
Die Funktion und Bewegung unseres Oberkörpers und unserer Schultern und Arme ist direkt mit unseren Beinen verbunden, anatomisch und biomechanisch. Wenn also unsere Füße und Beine nicht richtig platziert sind und unsere Fußstellung nicht optimal eingestellt ist, kann sich das bis in unsere Schultern und Arme auswirken.
Aus der Perspektive eines Trainers bedeutet dies also, dass Probleme mit unseren Schultern oftmals nichts mit der Schulter zu tun haben. Wir haben schon viele Athleten gesehen, bei denen technische Probleme mit der Schulter (oder Schmerzen) nicht durch spezifisches Training der Arme und Schultern behoben werden konnten, sondern ganz woanders gelöst werden mussten. Es lohnt sich also immer mal außerhalb der eigentlichen Problemzone zu schauen – also einfach entlang der Verbindung zwischen all unseren Körperteilen, die in einer Bewegung involviert sind. Oftmals liegt die Ursache für ein Problem, ganz woanders als die Auswirkung, die wir spüren.