Unser Achter läuft einfach nicht……

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Folgender Kommentar hat uns aus Deutschland erreicht:

„Hallo, wenn ich in einem Achter rudere, fühlt es sich an, als würde ich bergauf in frischem Zement rudern. Wenn wir zu viert sind und ich auf Platz vier sitze, ist das Boot stabil und bewegt sich ruhig durchs Wasser. Inzwischen macht mir das Rudern keinen Spaß mehr, weil ich nicht weiß, wie wir das jemals gemeinsam hinbekommen sollen. Meine Crew sind alles nette Leute aber im Boot macht es keinen Spass mehr“

Zunächst mal kurz:

  1. Habt ihr einen Trainer oder eine Trainerin?
  2. Könntet ihr ein Video machen, wo ihr einmal zu viert und einmal alle acht rudert? Das könnte Aufschluss darüber geben, wo genau eure Probleme liegen.
  3. Klappt es mit sechs Ruderern so gut, wie mit vier Ruderern?

Timing und Balance für Achter

Mal ein paar generelle Überlegungen: Ich denke, ihr braucht einfach viel gemeinsames Training und Übungen, um eure Technik zu verbessern. Es macht wenig Sinn, die Leute die Positionen wechseln zu lassen. Besser ist es, wenn ihr so oft wie möglich auf den gleichen Positionen rudert, dann werdet ihr euch nach und nach verbessern.

Zu den Vorschlägen die ich unten aufführe: Generell gilt: ihr müsst nicht immer alles machen. Startet mit Übung Nr. 2 und sucht euch von den Nummern 1, 3 und 4 jeweils eine weitere aus. Wichtig: wiederholt die Übungen zwei- bis dreimal. Außerdem kann es euch helfen, euch eine Note zu geben und diese zu dokumentieren. So könnt ihr sehen, ob und wie ihr euch verbessert. Da einige der Übungen nur für einen Teil der Mannschaft gedacht sind, werdet ihr schnell sehen, wer besser und wer schlechter ist. Es gilt, die technisch schwächeren Ruderer auf die Plätze 3 und 4 im Achter zu setzen.

Übung Nummer 1. Lernt das Boot auszubalancieren und die Tiefe des Aushebens zu regulieren

Übung: Startet mit den Basics: Lasst die Blätter schleifen und bekommt ein Gefühl.

Schritt 1: Es rudern alle 8  – die Ruder gleiten dabei entlang – und auf der Wasseroberfläche, wie in der Umkehrphase

Schritt 2: Vierergruppen: 4 Leute (Bugachter/Heckachter) heben am Ende der Durchzugsphase (Beginn der Umkehrphase) die Ruderblätter aus und rudern weiter – die anderen 4 lassen ihre Ruder entlang der Wasseroberfläche schleifen – schleifen lassen und Boot stellen. Etwa 20 Schläge.

Schritt 3: Wechselt die Vierergruppen, sodass diejenigen, die vorher in im Finish schleifen gelassen haben, jetzt normal rudern. Die Anderen stellen das Boot.

Schritt 4: Nach dem Finish: Alle 8 heben gemeinsam aus, Wasserabstand Blatt/Wasser etwa 1 cm (normalerweise 4 cm).

Schritt 5: Alle Ruderblätter gleiten wieder entlang der Wasseroberfläche, Blätter werden als auf dem Wasser zum Einsatz bewegt.

Schritt 6: 1 cm Ausheben für alle 8 – wenn das erfolgreich umgesetzt werden konnte, macht mit 2 cm weiter, dann 3 cm und schließlich die standardmäßigen 4 cm

Schritt 7: Wenn es immer noch nocht klappt und ihr wieder das Gefühl habt, durch Zement zu rudern, kehrt zu dem Schritt zurück und macht dann wieder normal weiter

Übung Nummer 2: Paarweises rudern,  rudern mit 4er und 6er

Schritt 1: Rudert zu viert – mit Druck und den Ruderblättern (aufgedreht) senkrecht zur Wasseroberfläche, bei niedriger Schlagzahl (18 – 22 Schläge pro Minute)

Schritt 2: Alle 20 Schläge wird ein Paar durch ein anderes ersetzt – das Ziel ist, keinen Schlag auszulassen und bei den Übergängen nicht ins Schwanken zu geraten

Schritt 3: Aus 4 macht 6. Rudert nun zu sechst – mit Druck und den Ruderblättern senkrecht zur Wasseroberfläche, bei niedriger Schlagfrequenz (18 – 22 Schläge pro Minute)

Schritt 4: Tauscht alle 20 Schläge ein Paar gegen ein anderes aus. Erst pausiert der Bug 2er, dann die nächsten 2 und so weiter – das Ziel ist, keinen Schlag auszulassen und bei den Übergängen nicht ins Schwanken zu geraten

Lasst euch von eurem Steuermann für jeden Wechsel Punkte auf einer Skala von 1 bis 10 geben. Wird der Wechsel schlecht ausgeführt, gibt es eine niedrige Punktzahl. So lernt ihr die Bewegungen sorgfältig auszuführen und den Innenhebel eures Ruders immer gut unter Kontrolle zu haben.

Schritt 5: Wiederholt die Schritte 3 und 4, dreht diesmal die Ruderblätter dabei auf und ab.

Da das Auf- und Abdrehen der Ruderblätter sehr schwer zu lernen ist, ist das vermutlich der Grund, weshalb es sich für euch so anfühlt, als würdet ihr durch Zement rudern.

Schritt 6: Übt nun zu acht das Auf- und Abdrehen der Ruderblätter

Lasst euren Steuermann mitzählen, wie oft ihr das Auf- und Abdrehen hintereinander schafft, ohne mit den Ruderblättern das Wasser zu berühren.

Übung Nummer 3 Lerne wie man den Schlag an verschiedenen Stellen unterbricht und trotzdem die Balance hält

Übung: 3 Schläge Rudern,dann Schlagpause in verschiedenen Ruderpositionen.

Schritt 1: 3 Schläge, dann macht in der Endzugstellung eine Pause und lasst eure Ruderblätter flach auf der Wasseroberfläche aufliegen. Der Innenhebel eures Ruders ist auf Höhe eurer Brust und die Ellenbogen sind oben

Schritt 2: Wiederholt die Pause in der Endzugstellung 5 – 8 Mal

Schritt 3: Unterbrecht den Schlag in der „Hände-weg-Position“. Achtet darauf, dass alle den Schlag in der korrekten Endzugstellung beenden (wie in Schritt 1), bevor ihr den Innenhebel runter drückt, um das Ruderblatt aus dem Wasser zu heben. Wenn ihr das alle gemeinsam schafft, sollte das Boot die Balance halten können

Schritt 4: Wenn Schritt 3 nicht funktioniert, wiederholt ab Schritt 2 nochmal

Schritt 5: Macht nun in der erweiterten „Hände-weg-Position“ (Blätter zwischen Knie und Fersen, etwa Mitte Schienbein) , mit nach vorne geneigtem Oberkörper, eine Pause – wiederholt das 5 – 8 Mal

Schritt 6: Durchgängiges Rudern für 5 Minuten

Schritt 7: Fangt bei Schritt 1 an und wiederholt die gesamte Übung

Übung Nummer 4 – Mit Kraft rudern, ohne die Balance zu verlieren – Kraftschläge

Übung: 4 Personen stellen das Boot. Die anderen Rudern. Das macht richtig Spaß und gibt euch die Möglichkeit, euch mal so richtig reinzuhängen – wie „Gewichtheben“ zu viert im Boot.

Schritt 1: Die vier Ruderer am Bug sitzen entspannt und die vier am Heck rudern mit maximalem Druck und den Ruderblättern senkrecht zur Wasseroberfläche, bei niedriger Schlagfrequenz z.B. 20 – 24 Schläge pro Minute. Gebt alles und versucht dabei im gleichen Takt zu rudern

Schritt 2: Der Steuermann zählt die letzten Schläge 17 – 18 – 19 – 20, dann wird gewechselt. Die vier beim Heck Sitzenden entspannen, während die Vier am Bug 20 Schläge mit Druck und der gleichen Schlagfrequenz rudern – die Ruderblätter sind dabei senkrecht zur Wasseroberfläche

Schritt 3: wiederholt Schritt 2 – diesmal mit den vier Ruderern am Heck

Wiederholt das fünf Mal, bis jeder 100 Kraftschläge absolviert hat. Dann rudert alle gemeinsam für fünf Minuten bei halbem Druck. Haltet danach an – trinkt etwas und ruht euch aus.

Beachtet, dass ihr euch so sehr anstrengen sollt, dass ihr nach 20 Schlägen komplett außer Atem seid. Das ist deutlich anstrengender als bei einem Rennen.

Ich hoffe, das hilft euch ein bisschen weiter.

Rebecca Caroe

Rebecca Caroe betreibt den RowingChat Podcast und ist selbst Master Athletin und Trainerin.

Gerne hilft sie anderen dabei, genau so viel Spaß am Rudersport zu habe, wie sie selbst.

6 Kommentare zu „Ich bekomme meinen Achter nicht zum Laufen“

  1. Graham Cawood sagt:

Wenn ihr etwas lernen wollt, müsst ihr es tun!

Setzt einen erfahrenen Ruderer als Schlagmann ein. Das ist besonders bei Anfängern wichtig. Alternativ könnt ihr auch neben einen Boot rudern, das mit einem erfahrenen Schlagmann besetzt ist, und euch abschauen, wie er was macht. Seid entspannt und macht langsam beim Vorrollen. Schlagzahl 24, leichter Druck und eventuell halbe Rollbahn. Atmet pro Schlag zweimal aus: einmal beim Wasserfassen und einmal im Finish.

  1. Liz B sagt:

Mir gefällt die Übung zum Ausheben sehr. Wenn jeder mit diesem Maß an Kontrolle und Konsequenz arbeiten würde, hätte wohl niemand mehr Probleme mit Balance und Timing.

Rebecca Caroe sagt:

Da hast du vollkommen Recht, Liz. Das gibt es allerdings nur sehr selten. Gemeinsames Trainieren ist der Schlüssel, um diese Kontrolle und Konsequenz überhaupt zu erreichen.

  1. Harralson sagt:

Ich habe einen Achter gesteuert und habe diese Übungen ausprobiert:

Beginnt das Aufwärmen mit halber Mannschaft.

Rudert am Anfang mit den hinteren Sechs. Nehmt das Paar am Bug dazu und lasst die Ruderer auf den Plätzen 3 und 4 pausieren. Anschließend nehmt ihr 3 / 4 wieder dazu und 5 / 6 pausieren etc.

Beginnt nun wieder mit den hinteren Sechs. Das Paar am Bug kommt für einen Schlag dazu, dann pausieren 3 / 4. Wenn ihr einen Schlag als ganze Mannschaft schafft, wechselt euch mit dem Rudern wieder ab.

Wieder rudern die hinteren sechs Leute. Das Paar am Bug kommt nun für zwei Schläge dazu. Wenn ihr einen Schlag zu acht geschafft habt, dann schafft ihr jetzt auch zwei. Wechselt anschließend wieder durch.

Versucht es anschließend zu acht.

Ich habe dann meine ganze Mannschaft rudern lassen und es gab nur einmal kurz Probleme. Da habe ich sie dann für eine Weile wieder zu sechst rudern lassen, am Ende wieder zu acht.

Ich denke, dass das vermutlich mit einem erfahrenen Ruderer und Trainer als Steuermann am besten funktioniert. Er kann, beim Rudern zu viert, bereits Fehler erkennen und korrigieren, bevor dann zu sechst und zu acht gerudert wird.

Wenn gar nichts mehr geht, fange ich wieder mit der halben Mannschaft an, erhöhe auf sechs und lasse sie schließlich zu acht rudern. So sind sowohl das Boot, als auch die Ruderer deutlich stabiler.

Diese Routine bewährt sich vor allem bei weniger erfahrenen Mannschaften. Bei Rennmannschaften hilft es diese zu verinnerlichen.

  1. Peter O’Connor sagt:

Stellt zu Beginn euer Boot richtig ein. Das wird von Ruderern und Trainern gerne vernachlässigt, da es wirklich mühsam ist. Es wird euch aber einige Probleme im Achter ersparen.

Stellt die Stemmbretter so ein, dass Alle den gleichen Winkel beim Wasserfassen haben. Das ist für unerfahrene Ruderer sehr viel wichtiger, als der Winkel beim Auswassern im Finish in Rückenlage. Das Problem hierbei ist, dass die meisten Ruderer ihre Stemmbretter automatisch wie gewohnt einstellen, ganz unabhängig davon, in welchem Boot sie sitzen und mit wem sie rudern. In der Ausgangsstellung befinden sich übrigens alle Stemmbretter an exakt der gleichen Stelle. Sollte jemand vorne oder hinten anstoßen, bewegt man den Rollsitz, je nach Bedarf, vor oder zurück. Denkt daran, dass man bei der Concept 2 Rudermaschine das Stemmbrett nicht verschieben kann und der Anschlag beim Anzug für alle Menschen, auch mit unterschiedlichem Körperbau, immer gut zu erreichen ist.

Stellt als nächstes den Dollenabstand mit Distanzscheiben so ein, dass der Innenhebel des Ruders die unterste Rippe berührt und der Ruderer in der Endzugposition genug Platz hat, um das Ruderblatt sauber aus dem Wasser zu heben.

Wie es im vorherigen Kommentar schon erwähnt wurde, macht es durchaus Sinn die Ruderblätter, während der Umkehrphase, entlang der Wasseroberfläche gleiten zu lassen. Rudert alle acht und, wenn alles gut läuft, werden sich die Ruder von ganz alleine heben, lasst es einfach geschehen. Und beim Einsatz bitte kein Fliegen fangen.

Wenn das Boot Fahrt aufnimmt und die Ruderer einen einheitlichen Rhythmus gefunden haben, reguliert sich dann der Winkel von ganz alleine. Was dadurch geschieht, dass sich die etwas langsameren Ruderer etwas weiter vor- oder zurücklehnen, um ihre fehlende Schnelligkeit auszugleichen. Das passiert meist ganz instinktiv und ist deutlich leichter, als eine Dolle neu einzustellen.

Mein letzter Tipp: Vergesst alle Regeln, die besagen, dass die großen und kräftigen Ruderer in der Mitte des Bootes sitzen müssen usw., versucht regelmäßig zu wechseln. Außerdem finde ich, dass die meisten Übungen für die Balance reine Zeitverschwendung sind, da sie nicht simulieren können, wie sich ein Boot bei hoher Schlagfrequenz und hoher Geschwindigkeit verhält. Boote sind wie Fahrräder, wenn sie richtig eingestellt sind und man schnell genug ist, halten sie die Balance von alleine.

Rebecca Caroe

sagt:

Großartige Tipps, Peter. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, dein Wissen mit uns zu teilen.

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