Jack Beaumont ist ein britischer Ruderer, der das Team GB bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio vertrat. Dies ist Teil 4 seines Exklusivinterviews mit Ashwyn Lall, dem Gründer von Ash’s Sports Talk. Jack erzählt von seiner Reise zum olympischen Finale, seine Ansichten über die Planung des Lebens nach dem Sport, die Entwicklung einer positiven Denkweise und seine Ansichten darüber, Rudern als Sport für jedermann zu präsentieren. Teile des Interviews wurden zu verbesserten Lesbarkeit editiert. (Hier könnt ihr die bisherigen Posts lesen: Teil 1, Teil 2 und Teil 3).
Teil 4 – Jack über Ratschläge für Ruderer während COVID-19, Vorbilder und persönliche Rückschläge
Ashwyn Lall: Welchen Rat kannst Du aufstrebenden Athleten während der COVID-19 Pandemie geben, um sich körperlich und geistig in bester Verfassung zu halten?
Jack Beaumont: Unser Team hat uns unglaublich unterstützt und jedem eine Rudermaschine zur Verfügung gestellt, die er zu Hause nutzen kann. Zum Glück lebe ich auch in einer Gegend, in der es schön ist, Rad zu fahren, so dass eine andere Form der Bewegung habe. Mein Zeitplan hat sich enorm verändert. Dieses Jahr habe ich für Tokio 2020 trainiert, das auf 2021 verschoben wurde. Ich hatte geplant, dass ich diese Woche bei einer Weltmeisterschaft in der Schweiz rudern würde. Aber stattdessen trainiere ich in einer Garage.
Ich habe dies als eine Chance gesehen, da ich nun ein Jahr Zeit habe, mich für Tokio 2021 zu verbessern. Ich habe im vergangenen Jahr nicht die besten Leistungen erbracht, also habe ich jetzt die Chance, das zu korrigieren. Für mich ist es auch schön, in einem anderen Umfeld zu trainieren. Normalerweise trainiere ich in nationalen Trainingszentren, die recht streng arbeiten. Es ist erfrischend, die Freiheit zu haben, Dinge anders zu machen und die Szene zu wechseln. Ich mache mehr Cross-Training, und ich bin zuversichtlich, dass ich dafür als schnellerer Ruderer zurückkommen werde.
Es ist mir nicht schwer gefallen, positiv zu bleiben. Im Moment wohne ich bei meinem Vater, und wir haben Platz. Wir haben eine Garage und einen Garten und leben auf dem Land. Ich weiß, dass es schwieriger ist, wenn man in einem kleinen Apartment lebt.
Mein erster Ratschlag für den Umgang mit dem Lockdown ist, mit deinen Teamkollegen in Kontakt zu bleiben. Wir müssen uns gegenseitig motivieren und Trainingsideen austauschen. Fokussiere dich darauf, was Du aus dieser Situation gewinnen kannst. Wir können diese Situation nicht kontrollieren. Was wir kontrollieren können, ist, wie wir uns in dieser Situation verhalten. Ich versuche mein Bestes, diese Situation als Chance und nicht als Problem zu sehen.
Wenn ich über deine Erfahrungen im Profisport nachdenke, wer waren die wichtigsten Vorbilder, die dich dorthin gebracht haben, wo Du heute stehst?
Meine Vorbilder sind immer meine Eltern gewesen. Sie sind große Unterstützer, und sie leben ihr Leben auf eine inspirierende Art und Weise.
Meine Teamkollegen sind ebenfalls meine Vorbilder. Beim Rudern sind alle voneinander abhängig und spielen eine gleichberechtigte Rolle. Rudern ist nicht wie andere Sportarten wie Fussball, wo verschiedene Spieler unterschiedliche Werte einbringen, ich sehe meine Mannschaftskameraden als gleichwertig an. Wir machen alle dasselbe Training, im selben Boot, und helfen uns gegenseitig bei der Verbesserung. Wir sind konkurrenzfähig, aber wir haben auch ein gesundes Maß an Respekt füreinander.
Wenn Du Misserfolge oder Rückschläge erlebst, welchen Ansatz verfolgst Du, um eine positive Einstellung zu bewahrenn? Und wie wichtig ist diese Einstellung für den sportlichen Erfolg?
Ich habe kürzlich darüber nachgedacht, da ich in diesem Jahr viele harte Zeiten erlebt habe, in denen ich nicht so gut aufgetreten bin, wie ich es mir gewünscht hätte. Wenn ich einen Rückschlag habe, versuche ich, darüber nachzudenken, was ich gut gemacht habe. Ich führe meine Trainingsdatenprotokolle als Ressource, um meine Leistung zu überprüfen und kritisch zu analysieren und zu bewerten, welche Trends es gibt, wann ich gute Leistungen bringe und wann nicht. Meine Trainingsdaten zeigen immer, dass es nach meinen schlechten Leistungen auch gute Leistungen gibt. Das zeigt, dass die schlechten Zeiten nicht ewig andauern. Wenn ich mir mein Trainingstagebuch und meine Zusammenfassungen anschaue, kann ich Muster aufgreifen, was für mich gut funktioniert. Durch diese Pandemie habe ich mehr Zeit zur Verfügung, so dass ich mehr über mein Training nachdenken kann, um zu verstehen, was ich besser machen kann.
Lest in unserem fünften und letzten Teil dieses Exklusiv-Interviews, das am kommenden Samstag veröffentlicht wird, über Jacks Ziel, Rudern als Sport für jedermann zugänglich zu machen und der Gemeinschaft etwas zurückzugeben …
(Erstmals veröffentlicht unter https://ashsportstalk.org. Teile des Interviews wurden zu verbesserten Lesbarkeit editiert.)